Selbstmord des Haus Mainusch, Mainz
Seit zehn Jahren gab es im Haus Mainusch den legendären PUNK-ABEND. Im Rahmen dessen erwuchs eine Konzertkultur (mit internationalen Bands), die über Mainz hinaus bekannt wurde und Konzertbesucher aus einem großen Einzugsbereich ansprach.Seit der gemeinsamen Besetzung des Hauses durch Punks und verschiedene politische Gruppierungen, gab es immer wieder Versuche den PUNK-ABEND bzw. einzelne Veranstalter auszugrenzen. So gab es immer wieder Auseinandersetzungen bezüglich Sauberkeit und Zuverlässigkeit (z.T. auf begründeten z.T. auf unbegründeten Vorwürfen basierend), aber vor allen Dingen den Vorwurf der PUNK-ABEND sei an sich sexistisch. Oberflächlich war bisher immer eine Klärung möglich, die auf der Haltung basierte, daß ein Nebeneinander verschiedener Gruppen im Haus trotz unterschiedlicher Ansichten und Lebensentwürfe möglich sei.Seit zwei Monaten ist jetzt der PUNK-ABEND verboten. Auslöser für diesen Beschluß
des Hausplenums - der im übrigen in Abwesenheit der betroffenen
Personen und ohne daß das corpus delicti vorlag, gefaßt
wurde - war ein Flyer zu der seit einigen Jahren stattfindenden Weihnachtsfeier.
Auf dieser Einladung ist das CD-Cover einer Frauenband (Fotos von einer
Fotografin!) abgebildet, daß von einzelnen Personen des Hausplenums
als sexistisch empfunden wurde. Der konkrete Beschluß des
Plenums sieht eine Aussetzung des PUNK-ABENDS und ein Konzertveranstaltungsverbot
für einzelne Personen vor. Die bis dahin geplanten Konzerte sollen
noch stattfinden dürfen. Dennoch kam es beim nächsten Konzert
zu tätlichen Übergriffen von Plenumsleuten auf Konzertbesucher
und es wurde versucht, das Konzert mit Gewalt abzubrechen. Beim nächsten Plenum wurde
trotz heftiger Proteste und reger Beteiligung seitens PUNK-ABEND-BesucherInnen
und -VeranstalterInnen keine Revidierung des Beschlusses erreicht. Das Plenum
blieb bei seinem Sexismusvorwurf. Der Vorwurf basierte auf der Haltung
des Plenums, nach der nur eine Frau etwas als sexistisch empfinden zu brauche
- egal, ob diese Ansicht von anderen geteilt wird - dann sei es sexistisch.
Dabei wurde auch nicht akzeptiert, daß Punk eine Subkultur ist, die
die Emanzipation der Frau seit jeher auf eigene Art und Weise gefördert
hat (z.B. eigenständige Beiträge von Frauen zur Musikszene, selbstbewußte
Sexualität von Frauen, Verzicht auf gängige Schönheits-Ideale
und gängige Geschlechtsrollen). Als bisher letzte Aktion des Plenums wurde ein "erlaubtes" Konzert einen Tag vor Veranstaltungstermin "verboten". Das kurzfristige Verbot konnte so nicht angenommen werden (die Bands waren schon angreist), so daß sich zum Haus Zugang verschafft werden mußte und das Konzert veranstaltet wurde. Als Reaktion wurden dem Veranstalter erneut die Autoreifen zerstochen und anderen Personen (inklusive den Bandmitgliedern) massiv körperliche Gewalt angedroht. Aus Konsequenz aus diesen Vorfällen werden der PUNK-ABEND und die Konzerte in Zukunft nicht mehr in dieser Form im Haus Mainusch stattfinden. Unserer Ansicht nach besteht eine hohe Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit des Trägerkreises: statt Toleranz Ausgrenzung, statt der Möglichkeit zu individuellen Lebensentwürfen der Druck zur Unterordnung, statt Lebenslust praktizierte Lustfeindlichkeit, statt Kommunikation Gewalt, statt Subkultur Anpassung, statt Antisexismus vorgeschriebenes Rollenverhalten. Das Konzept des alternativen Zusammenlebens scheitert an der Übernahme überkommener Handlungsweisen zur Unterdrückung nonkonformer Gruppen und Personen. Aus diesem Grund fordern wir auch andere Gruppen und Einzelpersonen auf, den Trägerkreis des Haus Mainusch nicht weiter zu unterstützen.Die PUNK-ABEND - VeranstalterInnen |